VST-Plug-ins und Effekt-Apps

Multieffekt-Software für Gitarre und Bass

In der Regel berichten wir auf unserer Seite über Hardware-Multieffektgeräte für Gitarre und Bass. Seit einigen Jahren gibt es allerdings auch sehr brauchbare Softwarelösungen, mit denen sich Verstärker und Gitarreneffekte simulieren lassen. Diese Art von Software existiert einerseits in Form von Standalone-Programmen und andererseits als Plug-ins für gängige Digital-Audio-Workstations (DAWs). Oft können die Programme sogar beides. In diesem Ratgeberartikel wollen wir dir einige beliebte kostenpflichtige und kostenlose Produkte aus diesem Bereich vorstellen.

Was spricht für Gitarreneffekte per Software?

Als Gitarrist fragst du dich an dieser Stelle wahrscheinlich, warum du dir Software für Gitarreneffekte überhaupt ansehen solltest, wo es doch bereits so viele bewährte Multieffektgeräte und Bodentreter zu diesem Zweck gibt. Für eine Softwarelösung gibt es allerdings gute Gründe:

Ehrlicherweise müssen wir aber erwähnen, dass es auch bei der Verwendung von Multieffektsoftware für die Gitarre nicht ganz ohne Hardware geht. Theoretisch könntest du deine Gitarre auch direkt per 6,3-mm-zu-3,5-mm-Klinkenadapter an deine Soundkarte im PC anschließen. Freude wirst du damit allerdings keine haben. Die Eingänge der meisten Soundkarten sind für andere Frequenzbereiche ausgelegt. Was du dir also zusätzlich anschaffen musst, um Softwarelösungen nutzen zu können, ist ein sogenanntes Audiointerface.

Die meisten Audiointerfaces werden einfach per USB mit dem PC oder Mac verbunden und bieten in der Regel mindestens einen Hi-Z-Instrumenteneingang, an den du deine Gitarre oder deinen Bass direkt anschließen kannst. Brauchbare USB-Audiointerfaces gibt es schon für etwa 100 Euro. Beliebte Modelle sind beispielsweise das Scarlett Solo* von Focusrite für Computer und das iRig HD 2* oder das iRig Pro I/O* von IK Multimedia für iPads.

Ein Tipp von uns: Wenn du bereits ein Multieffektgerät für deine Gitarre besitzt, lohnt sich ein Blick ins Handbuch, um zu prüfen, ob die eventuell vorhandene USB-Schnittstelle auch als USB-Audiointerface verwendet werden kann. In diesem Fall kannst du dein Multieffektgerät als Interface verwenden und musst dir kein separates Gerät anschaffen.

Kostenpflichtige Multieffekt-Software

In diesem Abschnitt stellen wir die unserer Meinung nach besten und beliebtesten VST-Effekt-Plug-ins und Apps in Sachen Verstärkersimulation vor, für die du etwas bezahlen musst. Weiter unten in diesem Artikel präsentieren wir aber auch noch ein paar gute kostenlose Alternativen.

Native Instruments Guitar Rig 6 Pro

Das Berliner Unternehmen Native Instruments ist den meisten Musikern, die sich schon einmal mit Instrumenten-Plug-ins für DAWs beschäftigt haben, ein Begriff. Auch für Gitarristen hat Native Instruments seit über 15 Jahren das Guitar Rig im Angebot. Die aktuelle Version 6 bietet eine große Auswahl an Verstärkersimulationen und Effekten. Das Guitar Rig 6 Pro ist im Prinzip eine All-in-one-Lösung, die für jeden Geschmack den richtigen Sound bietet. Die Soundqualität ist, wie von Native Instruments gewohnt, herausragend.

Die Software für Windows und Mac simuliert insgesamt 21 verschiedene Verstärker, über 25 dazu passende, auf Impulse-Response-Technologie basierende Cabinets, 15 Distortion-Effekte, zwölf Modulationseffekte, elf Reverb- und sechs Delay-Effekte sowie Effekte wie Bitcrusher, Chorus und Phaser. Mithilfe sogenannter Container lassen sich mehrere Effekte zu Multieffektpaketen kombinieren, was die Verwaltung deutlich bequemer macht. Fast alle Verstärker und Effekte sind bei Guitar Rig 6 übrigens bekannten physischen Gerätschaften nachempfunden, beispielsweise von Marshall, Vox oder Boss, auch wenn sie in der UI anders heißen.

Guitar Rig 6 Pro kostet derzeit 199 Euro als Neukauf und 99 Euro als Update von der Vorgängerversion. Enthalten ist Guitar Rig auch im Komplettpaket "Komplete"* von Native Instruments, das je nach Edition jedoch 549 bis 1 600 Euro kostet. „Guitar Rig 6 Pro” lässt sich als Standalone-Anwendung benutzen oder als Plug-in in den Formaten AU, AAX und VST für 64-Bit-Windows- und Mac-Systeme.

Positive Grid BIAS FX 2

Mit einem Preis von 99 Euro ist BIAS FX 2* von Positive Grid deutlich günstiger als Guitar Rig 6 Pro. Die Software spielt klanglich in derselben Liga und hat mit 60 Verstärkern sowie 100 Effektpedalen sogar ein noch größeres Angebot an Simulationen. Ähnlich wie bei den anderen hier vorgestellten Multieffektprogrammen simuliert BIAS FX 2 zahlreiche bekannte Verstärkermodelle. Dies ist zwar an der Optik in der UI erkennbar, aber nicht unbedingt an deren Namen. Mit 120 vorgefertigten Presets lädt die App zum Experimentieren mit unterschiedlichen Stilen ein.

BIAS FX 2 gibt es für Windows und Mac als Standalone-Programm sowie als Plug-in in den Formaten AU, AAX, VST2 und VST3. Eine Besonderheit ist, dass auch iPad-Besitzer nicht außen vor bleiben müssen. So gibt es die App für iPadOS und iOS jeweils ab Betriebssystemversion 11.

IK Multimedia AmpliTube 5

Auch AmpliTube gibt es nicht nur für Windows und Mac, sondern auch in einer abgespeckten Version für das iPad. IK Multimedia ist im Apple-Ökosystem besonders für seine diversen USB-Audiointerfaces für iPad und iPhone bekannt. AmpliTube 5 simuliert über 400 bekannte Verstärker- und Effektgeräte für Gitarre und Bass und reiht sich damit in die Kategorie der Rundum-Sorglos-Lösungen wie BIAS FX 2 und Guitar Rig 6 Pro ein. Klanglich gefallen uns BIAS FX 2 und Guitar Rig ein klein bisschen besser, das ist aber natürlich auch Geschmackssache.

AmpliTube 5* gibt es für den Desktop in vier unterschiedlichen Editionen, die von kostenlos bis 399 Euro reichen.

Line 6 Helix Native

Multieffektgeräte von Line 6 haben wir auf unserer Seite schon mehrfach vorgestellt. Mit Helix Native gibt es jedoch dieselbe grandiose Soundengine der Helix-Geräte auch in einer Softwareversion. Helix Native läuft auf Windows- und Mac-Systemen und wird in den Schnittstellenformaten AU, AAX und VST angeboten. Die Software simuliert über 300 Verstärker, Cabinets, Mikrofone und Effekte.

Klanglich ist Helix Native definitiv ganz weit oben angesiedelt und gehört zum Besten, was der Markt zu bieten hat. Das lässt sich Line 6 aber auch gut bezahlen. Für Helix Native musst du rund 400 US-Dollar zahlen. Auf der offiziellen Website gibt es eine kostenlose Trial-Version, die 15 Tage lauffähig ist, zum Download.

Weitere kostenpflichtige Apps und Plug-ins

Neural DSP dürfte vor allem Freunde von gepflegten Metalsounds begeistern, die kein Rundum-Sorglos-Paket benötigen. Das Unternehmen bietet eine Auswahl an sogenannten „Archtetype”-Plugins, die den Sound von Bands und Musikern wie Gojira, Tim Henson oder Plini simulieren. Für Bassisten gibt es außerdem das Plug-in Darkglass Ultra, das die Vintage- und B7K-Ultra-Bassverstärker simuliert. Alle Plug-ins kosten um die 100 Euro und überzeugen durch einen herausragenden Klang.

Der „Bluecat Audio Destructor” ist ein vielseitiges Plug-in für verzerrte Verstärkersounds. Es kostet 79 Euro und ist für Windows und Mac als AU, AAX und VST erhältlich.

Kostenlose Apps und Plugins

Die folgenden Apps und Plugins sind kostenlos. Das heißt jedoch nicht, dass sie einen schlechten Klang haben – im Gegenteil, viele davon sind lediglich abgespeckte Versionen von kostenpflichtigen Profi-Programmen.

Ignite Amps Emissary bietet eine gut klingende Verstärkersimulation und enthält 6 IR-Dateien für Cabinets. Das Plugin-Bundle von STL Tones läuft auf Windows und Mac und ist in den Formaten AU, AAX und VST verfügbar.

Voxengo Boogex ist ein vielseitiges Verstärker-Plugin für Mac und Windows. Es verfügt über beeindruckende 61 Cabinet-IR-Dateien – eine beachtliche Leistung für eine kostenlose Software! Das Plug-in gibt es in den Formaten AU, AAX und VST.

Fazit

Mittlerweile gibt es für Gitarristen eine große Auswahl an brauchbaren Verstärker- und Effektsimulationen in Form von DAW-Plug-ins und selbstlaufenden Apps. Auch Bassisten müssen nicht in die Röhre gucken, wenngleich die Auswahl für sie etwas kleiner ausfällt. Die meisten Programme bzw. Plug-ins laufen unter Windows und Mac, einige sogar auf iPads und iPhones. Selbst kostenlose Plug-ins taugen hier mitunter für mehr als nur ein Reinschnuppern vor dem Kauf eines Profi-Bundles.


Erfahrungsberichte